Aphasie nach einem Schlaganfall:
Tipps für Angehörige
Aphasie:
Antworten und Hilfe für Angehörige
Wenn nach einem Schlaganfall die Worte fehlen
Ein Schlaganfall hat die unterschiedlichsten Erscheinungsformen - viele erleiden eine Störung der Kommunikationsfähigkeit. Gerade im Zusammenhang mit neurologisch bedingten Sprachstörungen, sog. „Aphasie“ sind auch Familienangehörige mit betroffen.
Was ist Aphasie?
Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die in Folge einer Schädigung des Gehirns auftritt.
Übersetzt bedeutet das Wort Aphasie „Verlust der Sprache“. Eine Aphasie kann sich in sehr unterschiedlichen Schweregraden zeigen. Von der schwersten Form – der globalen Aphasie – bei der Betroffene kaum noch Worte verstehen und selber formulieren können, bis hin zu leichter ausgeprägten Formen, bei der vereinzelte Wortfindungsstörungen die Kommunikation erschweren.
Ein enger Kontakt zwischen Angehörigen und der Reha-Klinik sowie eine frühzeitige Information und Beratung sind sehr wichtig. Das Wissen über die individuelle Ausprägung der Sprachstörung und über Strategien zur Erleichterung der Kommunikation erleichtern den Umgang zwischen Betroffenen und Angehörigen – trotz Sprech- oder Wortfindungsstörungen. Im Interview beantwortet Dr. Dirk Zauper, der Chefarzt Neurologie im Medical Park Bad Rodach, deshalb die wichtigsten Fragen, die nach dem Schlaganfall von Angehörigen gestellt werden.
Aphasie: Tipps für Angehörige
Dr. Dirk Zauper im Interview
Mein Angehöriger kann sich nicht mehr artikulieren, versteht er mich noch?
Selbst, wenn ein Patient nur einen Teil des Gesagten versteht, hat die Stimme eines lieben Menschen häufig eine beruhigende Wirkung. Deshalb empfehle ich bei allen Sprachstörungen: Reize anbieten! Kommunizieren Sie aktiv mit dem von einem Schlaganfall betroffenen Angehörigen. Reden Sie mit ihm und ermuntern Sie den Angehörigen, auf das Gesagte zu reagieren. Auch wenn eine Antwort vielleicht nur in Form von Schrift oder Hilfsmitteln möglich ist.
Wie sollte ich mit meinem Angehörigen reden?
Es gilt: Stetig dranbleiben! Natürliche Gespräche mit Mitmenschen sind für den Betroffenen von besonderer Bedeutung. Zusätzlich können aber auch Fernseher oder Radio Reize schaffen um Worte zu bilden oder diese wiederzufinden, was zu einem schnelleren Wiedererlangen der Sprache beitragen kann.
Gibt es bestimmte Grundregeln, mit denen ich die Kommunikation in dieser Phase einfacher gestalten kann?
Halten Sie die eigene Sprache so einfach wie möglich und nutzen Sie kurze und prägnante Sätze in der Kommunikation mit Menschen mit Aphasie. Durch die Reaktionen auf einzelne Stichwörter können Sie so einen Einblick gewinnen, ob das Gesagte verstanden worden ist.
Wichtig ist es auch, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. Wenn etwas nicht geht, sollten Sie den Angehörigen nicht unter Druck setzen, sondern lieber eine Pause machen und es später nochmal probieren. So vermeiden Sie es, sowohl sich selbst als auch den Patienten zu frustrieren. Wenn Sie als Angehöriger selbst Ruhe bewahren, so strahlen Sie dieses Gefühl auch auf den Patienten aus. Dagegen verschlechtert sich das Befinden in Drucksituationen eher.
Wer kann meinen Angehörigen und mich auch über die Reha hinaus unterstützen?
Es ist immer sinnvoll, nach der Rückkehr in das eigene Zuhause die logopädische bzw. sprachtherapeutische Behandlung ambulant weiterzuführen. Hierdurch kann der weitere Verlauf der Behandlung besser kontrolliert und gelenkt werden. So können über spezifische Übungen (z.B. Bennentraining, Schreibübungen) auch nach der Reha weitere Verbesserungen erzielt werden.
In Aphasie-Selbsthilfegruppen können sich Betroffene und Angehörige außerdem miteinander über Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig stärken.
Gibt es Hilfsmittel, die bei Aphasie eingesetzt werden können?
Es gibt zahlreiche Hilfsmittel, mit denen die Kommunikation unterstützt werden kann. Im Medical Park Bad Rodach wird hierzu etwa „Neolexon“ angewendet, eine App für PC und Tablet. Mit dieser können Patienten auch selbstständig trainieren, ihre Fortschritte kontrollieren und dokumentieren.
Was kann sonst noch helfen?
Ein weiterer Tipp ist das Einladen von Freunden. Diese schaffen neue Anreize, indem sie andere Themengebiete, wie zum Beispiel die eigenen Hobbys, ansprechen. Durch diese Abwechslung tragen sie zum Wohlbefinden des Betroffenen bei und es entsteht ein allgemeiner Sprachimpuls.
Besuch von Freunden kann außerdem auch für Angehörige einen angenehmen, entlastenden Nebeneffekt haben. Solange Freunde mit dem Betroffenen reden und ihn beschäftigen, haben Angehörige Zeit für sich selbst. Ein Freiraum, welchen sie auch dringend benötigen.
Es ist wichtig, Ruhe für den Betroffenen auszustrahlen aber auch Zeit für sich selbst einzuplanen.
Dr. Dirk Zauper, Chefarzt Neurologie im Medical Park Bad Rodach
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Dieser Artikel entstand mit beratender Unterstützung von Dr. med. Dirk Zauper, Chefarzt Neurologie im Medical Park Bad Rodach.