Andreas Sander
im Interview
Reha Pause
mit DSV Speed Spezialist Andreas Sander
In einer Reha-Pause während seines Aufenthalts im Medical Park St. Hubertus verrät uns der Wahl-Oberstdorfer worauf er sich nach einem harten Trainingstag am meisten freut….
Wir treffen:
Andreas Sander, Speed-Spezialist aus dem Alpin-Team des Deutschen Skiverband (DSV).
Wann und Wo?
Medical Park St. Hubertus, Bad Wiessee am Tegernsee im Februar 2019
Sein bisher größter Erfolg:
Gewinn des Weltmeistertitels im Super-G bei der Junioren-WM 2008.
Nach vielen guten Top-Ten-Ergebnissen im Weltcup in den letzten Jahren musste Andi die Wintersaison 2018/19 frühzeitig beenden, nachdem er sich im Training zur Abfahrt in Bormio einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen hatte.
Im Februar 2019 war Andi zur Reha im Medical Park St. Hubertus in Wiessee, teilweise zeitgleich mit Speed-Kollege Thomas Dreßen, Skicrosser Tobias Baur und Freestylerin Sabrina Cakmakli. Chefärztin Dr. med. Nadine Dreyer und das Therapeuten-Team unterstützten die prominenten DSV-Sportler bestmöglich.
Blick auf die aktuelle Saison 2020:
In dieser Saison (2020) kämpfte Andi Sander bei zahlreichen Weltcup-Rennen um Punkte. Vor allem im Super-G konnte er mit einigen guten Platzierungen überzeugen. Für die kommende Saison ist damit noch Luft nach oben.
Wie sieht dein perfektes Frühstück aus?
Eiweißreiche Komponenten wie Quark, dazu Kohlenhydrate wie Müsli, Haferflocken und Nüsse und Obst. Damit setze ich in der Früh schon mal die Grundlagen für den Tag.
Ein guter Trainingstag beginnt mit…
…..aufstehen, mobilisieren und mit dem obigen perfekten Frühstück!
Auf was freust du dich am meisten nach einem harten Trainings- oder Wettkampftag?
Ehrlich gesagt auf’s Bett, besonders nach einem intensiven Trainingstag wie z. B. im Sommer in Chile und in USA. Vorher noch auf ein gutes Essen, wir haben ja meistens Köche dabei. Und dann bitte Erholung & Bett!
Dein Tipp für die optimale Regeneration bzw. Entspannung nach einem harten Trainings- oder Wettkampftag?
Pause, einfach mal runterkommen. Auch bewusst nehmen. In den Körper reinhören. Kann auch mal mit Bewegung zu tun haben. Aber manchmal muss auch der Kopf zur Ruhe kommen.
Mit welchem Post hattest du die meisten Likes auf deinen Social Media Kanälen?
Den EINEN Post habe ich gar nicht so im Kopf. Generell kann man sagen, dass der Winter aus Social Media Sicht stärker ist. Populär sind auch die privaten Posts mit der Familie, aber die mache ich nicht so gerne und so oft.
Dein liebster Wettkampf bzw. Wettkampf-Ort?
Die Klassiker im Januar Wengen, Kitzbühel und Garmisch. Diese Strecken fahre ich alle extrem gerne und hatte dort auch schon einige gute Erfolge. Das Heimrennen in Garmisch auf der Kandahar ist auf jeden Fall meine Nr. 1, da weiß ich auch, dass ich auch mit etwas schlechterer Form hinkommen kann und trotzdem gut drauf bin!
Mein Puls schlägt höher, wenn.........
…. es heißt: „Noch 5 Minuten bis zum Start!“. Der Adrenalin-Schub, vor allem in Kitzbühel, ist einfach einmalig. Es gibt keine Strecke, wo es von der ersten Sekunde so zur Sache geht und die Konzentration perfekt sein muss.
Welches Lied darf auf deiner Trainings-Playlist nicht fehlen?
Ganz gemischt und immer wieder wechselnd. Ich höre auch am Start gerne Musik, eher so gute-Laune-Musik, die mich zum Lächeln bringt, pushen muss ich mich da nicht mehr. Aber die Playlist an sich wechselt auch während der Saison.
Was hat dir hier bei Medical Park am besten gefallen?
Zuallererst: Die Lage am Tegernsee. Und dann mein Programm: Von morgens bis abends wird sich sehr individuell um mich gekümmert. Auch wenn’s mal zu viel oder zu wenig ist, wird darauf eingegangen. So konnte ich die Zeit hier sehr intensiv nutzen.
Unser Motto ist: „Gesundwerden und Wohlfühlen in traumhafter Lage“. Was hast du hier in der Umgebung gemacht?
Ich war ein bisschen Spazieren am See und habe die Aussicht genossen, das hat meinem Bein sehr gut getan. Grundsätzlich kenne ich mich in der Region sehr gut aus, auch von früher.
Der deutsche Triathlet und Ironman Jan Frodeno hat in einem Interview gesagt, dass „der Schmerz sein Freund sei und er sich im Training mit ihm unterhalte“. Wie begegnest du Schmerzen im Training bzw. Wettkampf?
Körperlicher Schmerz ist bei uns Alpinen anders zu sehen. Im Skitraining sollte man bei Tempo 120 auf keinen Fall darüber gehen. Reden wir über Athletik- bzw. Ausdauertraining, z. B. beim Laufen, dann kann man schon mal das Limit über den Schmerz hinaus pushen. Da haben Trainer und Therapeuten aber ein wachsames Auge. Vor der enormen Ausdauerleistung der Triathleten habe ich höchsten Respekt!
Gibt es andere Sportarten, die du aktiv verfolgst?n?
Auf jeden Fall. Durch persönliche Kontakte zu anderen Sportlern, wie z. B. zu meinem Schwager Sebastian Eisenlauer oder zu Eric Frenzel schaue ich oft Langlaufen und Nordische Kombination. Ich bin aber auch großer Fußballfan, vor allem von Borussia Dortmund.
Du hast ja jetzt leider schon deinen zweiten Kreuzbandriss. Wie ist es, wenn man nach einer solchen Verletzung das erste Mal wieder auf den Skiern steht?
In Absprache mit den Ärzten bin ich damals mit therapeutischem Skifahren (*) wieder eingestiegen, schon sehr früh. Das ganze findet in ganz flachem Gelände statt. Es geht darum, die Kraftanspannung zu spüren, das Gefühl für den Skischuh zu bekommen. Diesen hatten wir im Übrigen auch im Kraftraum an. Das ist eine gute Vorbereitung für die Muskulatur. Ein kleiner Fortschritt ergibt sich dadurch auch für die skifahrerische Technik. Aber wieder richtig zurück auf die Ski, mit annähernd voller Belastung, das geht erst nach sechs bis sieben Monaten. Und das ist dann ein ganz komisches Gefühl, denn eigentlich fühlt man sich dank des Trainings im Kraftraum fit. Aber die ganz besondere Muskelbelastung, aber auch die koordinativen Fähigkeiten, die es beim Skifahren braucht, das ist alles sehr komplex für den Körper. Und glücklicherweise kommt das Vertrauen in die Belastbarkeit des eigenen Körpers dann auch sehr schnell wieder zurück.
(*Anm. d. Red. Therapeutisches Skifahren oder Golfspielen nach einer Verletzung bietet auch das ISP Zentrum im Medical Park St. Hubertus am Tegernsee)
Hast du auch neue Trainingsimpulse aus der Reha mitgenommen?
Absolut. Ich hatte z. B. eine Schwäche aufgrund meines Hohlkreuzes im Lendenwirbelbereich, die wir erst hier in der Reha so richtig aufgedeckt haben und die wir durch ganz gezieltes Kraft-Ausdauer-Training mit für mich neuen, aber ganz einfachen und effektiven Übungen mit nur leichten Gewichten weitgehend beseitigt haben. Ein komplett anderes Training als letztes Jahr. Das war auch für mich eine interessante Erfahrung.
Danke, Andi, für das interessante Gespräch! Wir wünschen Dir alles gute für die nächste Saison!