Was ist Sensomotorik?

 

Als Sensomotorik wird das Zusammenspiel von Reizaufnahme (Sensorik) und der entsprechenden Antwort durch Bewegung (Motorik) im menschlichen Körper bezeichnet. Dabei werden äußere Reize wie Druck, Schmerz oder Temperatur von Rezeptoren aufgenommen, im zentralen Nervensystem verarbeitet und dann in die betroffene Körperregion geleitet, wo sie eine motorische Reaktion hervorrufen: Die Muskelspannung verändert sich, bestimmte Bewegungen werden ausgelöst oder die Körperhaltung wird angepasst. Neben Reizen, die bei Berührung gespürt werden, können auch Sinneseindrücke, die mit Augen, Nase oder Ohren aufgenommen werden, Reaktionen in Form von Bewegung erzeugen. Sensomotorik spielt überall dort eine zentrale Rolle, wo neue Fertigkeiten erlernt werden – von der kindlichen Entwicklung bis hin zum Erlernen neuer Bewegungsabläufe für sportliche oder handwerkliche Tätigkeiten im Erwachsenenalter.

Wann können Störungen der Sensomotorik auftreten?

Störungen der sensomotorischen Fähigkeiten werden häufig durch Schlaganfälle, Hirnblutungen oder andere neurologische Erkrankungen verursacht. Auch in Zusammenhang mit Multipler Sklerose und der Parkinson’schen Krankheit können sensomotorische Störungen auftreten. Betroffene erfahren dann Einschränkungen in Beweglichkeit, Koordination und Geschicklichkeit. Auch Tempo und Qualität der ausgeführten Bewegungen können durch sensomotorische Störungen beeinträchtigt werden.

Wie können sensomotorische Störungen therapiert werden?

Es existiert eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, um die sensomotorischen Fähigkeiten zu rehabilitieren. Zentrales Element dieser Ansätze ist das aktive, regelmäßige Training der Fertigkeiten und Bewegungsabläufe, die verbessert oder wiederhergestellt werden sollen. Mit der Zeit sollte außerdem kontinuierlich der Schwierigkeitsgrad erhöht werden. Der Patient führt die Übungen in den meisten Fällen selbstständig, ohne Anbahnung der Bewegung durch den Therapeuten aus. Aufgrund dieser Tatsache werden einige der genannten Therapieformen auch als „Hands-off“-Therapien bezeichnet.

  • Sport- und Bewegungstherapie
    Hierbei helfen maßgeschneiderte Trainingspläne mit Elementen aus der Ergo- und Physiotherapie, der Krankengymnastik und dem Kraft- und Ausdauersport dabei, die körperliche Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit der Patienten wieder zu steigern.
  • Gerätegestütztes Training
    In der sensomotorischen Rehabilitation stehen Patienten unterschiedlichste Übungsgeräte und -Roboter zur Verfügung, um fokussiert und effektiv an Defiziten arbeiten zu können. Laufbänder, Gang- und Vibrationstrainer, funktionelle Elektrostimulation oder spezielle Arm-Robots ermöglichen individuelles Training, bei dem betroffene Gliedmaßen entweder sanft unterstützt oder durch anpassbare Widerstände gefordert werden.
  • Bewegungsinduktionstherapie
    Sind Patienten durch Lähmungen in ihren Bewegungen eingeschränkt, lässt sich beobachten, dass betroffene Areale im Alltag immer stärker geschont werden und deren Aufgaben von anderen, gesunden Körperteilen mit übernommen werden. Bei der Bewegungsinduktionstherapie werden Teile des Körpers durch spezielle Schienen oder Handschuhe immobilisiert, um die Nutzung und damit auch das Training der gelähmten Gliedmaßen zu fördern.
  • ADL-Training (Activities of Daily Living)
    Beim ADL-Training übt der Patient Bewegungsabläufe und Tätigkeiten aus bekannten Alltagssituationen. Die lebensnahe Trainingsumgebung mit Einkaufsparcours, Übungstreppen oder Therapieauto stimuliert das Gehirn besonders stark und sorgt gleichzeitig für höchste Motivation beim Patienten.
  • Bilaterales Training
    Unabhängig davon, auf welcher Körperseite Lähmungen oder Einschränkungen auftreten, werden beim bilateralen Training immer beide Seiten des Körpers gleichermaßen trainiert. Kraft- oder Geschicklichkeitsübungen werden also gleichzeitig und symmetrisch ausgeführt. Die synchronen Bewegungen der gesunden Gliedmaßen können dabei helfen, die zuständigen Areale des Gehirns anzuregen und sich positiv auf die Rehabilitation auswirken.
  • Medikamentöse Therapie (Pharmakotherapie)
    Nicht nur physische Übungen können die Wiederherstellung von sensomotorischen Funktionen begünstigen. Aufgrund der Neuroplastizität[SS1]  des menschlichen Gehirns können auch die während der Rehabilitation dort ablaufenden chemischen Prozesse positiv beeinflusst werden. Bestimmte Synapsen und Rezeptoren im Gehirn können gezielt durch Medikamente gestärkt und angeregt werden, um so das motorische Lernen zu fördern.
  • Mentales Training
    Das mentale Training nutzt die Fähigkeit der Sensomotorik und Neuroplastizität auf ganz besondere Weise. Hierbei stellt sich der Patient die Bewegungsabläufe lediglich vor und geht sie vor seinem geistigen Auge durch. Kombiniert mit anderen Trainingsmethoden kann durch mentales Training bei Schlaganfallpatienten nachweislich eine Verbesserung der motorischen Funktionalität erzielt werden.

Wie und wann kann sensomotorisches Training in die Reha integriert werden?

Sensomotorisches Training kommt besonders häufig in der Reha nach einem Schlaganfall zum Einsatz, wenn Patienten von Lähmungserscheinungen und Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit betroffen sind. Die Rehabilitation der motorischen Fertigkeiten sollte schnellstmöglich begonnen werden, da sensomotorisches Training in der frühen Phase nach einem Schlaganfall besonders effektiv ist und die Erholung beschleunigt. Auch der Neuaufbau von Nervenverbindungen im Gehirn kann durch schnell begonnenes Training angeregt werden und die Regeneration von geschädigten Nervenzellen unterstützt werden.

Ziel der sensomotorischen Rehabilitation ist es, die durch den Schlaganfall verlorenen Fähigkeiten wie etwa das Gehen oder Greifen möglichst wiederherzustellen und das aktive Einsetzen der betroffenen Körperteile im Alltag zu fördern. Um ihre Patienten auf diesem Weg bestmöglich unterstützen zu können, sind die Ärzte und Therapeuten im Medical Park Bad Rodach hervorragend ausgestattet: In der Therapiewelt Armrehabilitation stehen neueste Therapiegeräte aus der Robotik- und Sensorik- Technik für die Behandlung zur Verfügung. Durch regelmäßige Fingergymnastik werden die Patienten wieder fit für die täglichen Herausforderungen wie zum Beispiel die Körperpflege. Auch im Bereich Gangrehabilitation kommt innovative Technik zum Einsatz: Beim Balancetraining auf der Posturomed - „Wackelplatte“ werden selbst kleinste Muskeln trainiert und so die Standsicherheit im Alltag stabilisiert, während mit der Anti-Gravity-Treadmill die Kraftausdauer und Gehfähigkeit verbessert werden. So kehren die Patienten mit großen, sicheren Schritten in einen selbstständigen Alltag zurück.

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